Menschlicher 'Avatar' inspiziert Stromnetze aus 1.200 km Entfernung

Dem Remote-Arbeiten eine ganz neue, elektrisierende Wendung verleihend, hat ein chinesisches Konsortium enthüllt, was es als die branchenweit erste humanoide Roboteranwendung für die Inspektion von Stromnetzen bezeichnet. Der „Kuavo“-Roboter, entwickelt von Partnern wie Leju Robotics, China Southern Power Grid und China Mobile, agiert als „Stahl-Avatar“ für Ingenieure und ermöglicht es ihnen, heikle Hochspannungs-Wartungsarbeiten aus sicherer Entfernung durchzuführen. Dies markiert einen bedeutenden Schritt in der Verschmelzung von 5G-A-Netzwerken der nächsten Generation mit Robotik in kritischen Industriesektoren.

Das eigentliche Wunderwerk ist nicht nur der Roboter, sondern das Netzwerk, das ihn virtuos steuert. Das System läuft auf einer 5G-A (Advanced) „Edge-Terminal-Cloud“-Architektur, die eine so geringe Latenz bietet, dass ein erfolgreicher Fernbedienungstest über 1.200 km zwischen Peking und Shanghai durchgeführt werden konnte. Dieses Setup streamt HD-Video mit 20 Mbit/s an den Bediener zurück und ermöglicht Befehlsreaktionen im Millisekundenbereich, was die Inspektions-Effizienz Berichten zufolge um atemberaubende 84 % steigert.

Der 1,66 Meter große Kuavo, mit seinen über 40 Freiheitsgraden, dient vor Ort als Hände und Augen und ist in der Lage, 110-kV-Schaltschränke zu bedienen. Die 5G-A Edge-Knoten fungieren als das „Super-Nervensystem“ des Systems und stellen sicher, dass die Bewegungen des Bedieners ohne wahrnehmbare Verzögerung 1:1 auf die Gliedmaßen des Roboters übertragen werden – ein Feature, das absolut entscheidend ist, wenn man mit genug Strom hantiert, um eine Kleinstadt zu versorgen.

Warum ist das wichtig?

Während humanoide Roboter oft wie eine Lösung auf der Suche nach einem Problem wirken, ist dies eine ausgesprochen praktische Anwendung. Der Einsatz eines „Stahl-Avatars“ in gefährlichen Zonen wie Hochspannungs-Umspannwerken bietet eine klare Blaupause, um Menschen in kritischen Infrastrukturrollen aus der Gefahrenzone zu halten. Der erfolgreiche Langstreckentest demonstriert ein wiederholbares Rahmenwerk für fortschrittliche Telepräsenz, mit offensichtlichen Expansionsmöglichkeiten in Katastrophenschutz, Wartung von Chemieanlagen und andere Tätigkeiten, bei denen man liebend gerne einen Roboter vorschickt. Es geht weniger um den Roboter auf zwei Beinen und mehr um das robuste, latenzarme Netzwerk, das physische Fernarbeit in diesem Maßstab endlich Realität werden lässt.