Überblick
Im zunehmend überfüllten Ringen der humanoiden Robotik, wo jeder Tech-Gigant und sein von Risikokapital finanzierter Cousin ein zweibeiniges Wunderwerk bauen, verfolgt das norwegische Unternehmen 1X Technologies einen erstaunlich pragmatischen Ansatz. 2014 als Halodi Robotics von dem unerschütterlich ambitionierten Bernt Øivind Børnich gegründet, jagt 1X nicht nur Science-Fiction-Träumen hinterher; es versucht methodisch, einen Androiden zu bauen, der tatsächlich seinen Lebensunterhalt verdienen kann – am besten, ohne über den Hund zu stolpern. Unterstützt von einigen der Schwergewichte der Tech-Branche, darunter eine bedeutende Investition des OpenAI Startup Fund, entwickelt 1X Androiden mit der erklärten Mission, den globalen Arbeitsmarkt zu erweitern und schließlich im eigenen Zuhause zu helfen.
Die Strategie des Unternehmens war eine Geschichte zweier Bots. Zuerst kam EVE, ein humanoider Roboter auf Rädern, der wie ein schlanker Schaufensterpuppen-Torso auf einem Segway aussieht. EVE war das Arbeitstier des Unternehmens, das in der realen Welt für Aufgaben wie Sicherheitspatrouillen eingesetzt wurde, um die Unmengen an Daten zu sammeln, die nötig sind, um einer KI beizubringen, wie man außerhalb eines Labors existiert. Nun richten sich alle Blicke auf NEO, den zweibeinigen Nachfolger, der darauf ausgelegt ist zu gehen, zu lernen und sich schließlich in unser tägliches Leben zu integrieren. Die große Wette von 1X ist, dass sie durch den Start mit praktischen, datensammelnden Anwendungen und dem Fokus auf sichere, konforme Hardware einen nützlichen Androiden bauen können, bevor ihre Konkurrenten einen bauen, der lediglich einen Rückwärtssalto kann.

Kernpunkte
- Gegründet: 2014 in Oslo, Norwegen von Bernt Øivind Børnich, ursprünglich als Halodi Robotics.
- Fokus: Entwicklung von Mehrzweck-Humanoiden (Androiden), um Arbeitskräftemangel zu beheben und in häuslichen Umgebungen zu assistieren.
- Schlüsselprodukte: EVE, ein humanoider Roboter auf Rädern für kommerzielle Datenerfassung und Sicherheit, und NEO, ein zweibeiniger Humanoide, konzipiert für häusliche und allgemeine Aufgaben.
- Finanzierung: Erhebliche Finanzierung gesichert, darunter eine Series A2 in Höhe von 23,5 Millionen US-Dollar, angeführt vom OpenAI Startup Fund, und eine Series B in Höhe von 100 Millionen US-Dollar, mit Investoren wie Tiger Global und Samsung NEXT.
- Führung: Geleitet von Gründer und CEO Bernt Øivind Børnich, der einen „Home-First“-Ansatz und eine sicherheitsorientierte Entwicklung von Humanoiden vertritt.
- Kerntechnologie: Basiert auf proprietären Motoren mit hohem Drehmoment-Gewichts-Verhältnis (Revo1), einem sehnenbasierten Antriebssystem für nachgiebige Bewegung und einem KI-Modell, das mit realen Daten trainiert wurde, die von der EVE-Flotte gesammelt wurden.
- Marktstrategie: Ein schrittweiser Ansatz, beginnend mit dem kommerziellen Einsatz von Radrobotern (EVE) zur KI-Schulung, gefolgt von der Einführung zweibeiniger Roboter (NEO) für den Verbrauchermarkt, wobei Vorbestellungen jetzt möglich sind.
Analyse
Von Halodi zu 1X: Eine Kalkulierte Evolution
1X ist nicht einfach im aktuellen, KI-getriebenen Hype-Zyklus um humanoide Roboter aufgetaucht. Seine Ursprünge als Halodi Robotics waren in einer nüchterneren Realität verwurzelt: der Entwicklung sicherer Aktuator-Technologie. Dieses Sicherheits-geht-vor-Prinzip bleibt ein zentrales Alleinstellungsmerkmal. Während Konkurrenten rohe Kraft und dynamische Agilität zur Schau stellten, perfektionierte Halodi Motoren und sehnenähnliche Mechaniken, die nicht versehentlich ein Loch in Ihre Trockenbauwand schlagen würden. Die Umbenennung 2022 in 1X signalisierte eine Verschiebung der Ambitionen, weg von Industriekomponenten hin zu einer Full-Stack-Android-Lösung, mit einem geschärften Fokus auf den Heimmarkt.
Diese Entwicklung verkörpert sich in ihren Robotern. EVE war ein brillanter strategischer Schachzug. Indem 1X einen Torso auf Räder stellte, umging das Unternehmen die immer noch monumentale Herausforderung einer stabilen, effizienten zweibeinigen Fortbewegung. Dies ermöglichte es ihnen, Einheiten für Sicherheit und Logistik viel früher als die Konkurrenz einzusetzen und so reale Umgebungen in Datensammlungs-Goldminen für das Training ihrer KI zu verwandeln. Diese Daten speisen nun das Gehirn von NEO, dem zweibeinigen Nachfolger, der die ultimative Vision des Unternehmens repräsentiert.
Der Anführer: Bernt Øivind Børnich
Jedes Robotikunternehmen braucht einen Visionär am Ruder, und Bernt Øivind Børnich passt ins Bild – wenn auch mit einem praktischen norwegischen Dreh. Anders als einige seiner großspurigeren Silicon-Valley-Kollegen ist Børnichs öffentliche Persona eine von fokussierter Entschlossenheit. Seine Vision ist weniger darum, ein Science-Fiction-Spektakel zu schaffen, als vielmehr darum, ein sich abzeichnendes gesellschaftliches Problem zu lösen: den Arbeitskräftemangel. Er argumentiert, dass Androiden, um wirklich intelligent zu werden, „neben Menschen leben und lernen müssen“ – eine Philosophie, die den Vorstoß des Unternehmens in den Heimmarkt antreibt.
Børnich hat klargestellt, dass die anfängliche Reise für NEO eine kollaborative sein wird, wobei Early Adopter effektiv Teil des Trainingsteams werden. Er sieht Teslas Optimus als Roboter für die Industrie und positioniert seinen 30 Kilogramm (66 lbs) leichten, weichkörperigen NEO als etwas „für Zuhause Geeignetes“. Dieser pragmatische, fast bescheidene Ansatz für eine zutiefst schwierige technische Herausforderung steht in starkem Kontrast zu den „vollautonom bis nächsten Dienstag“-Versprechen, die oft in diesem Bereich zu hören sind.
Technologie und Innovation

Unter der Haube setzt 1X ganz auf sichere, effiziente Mechanik. Das Unternehmen entwickelte seinen eigenen Servomotor mit hohem Drehmoment und geringem Gewicht, den Revo1, der ein sehnenbasiertes System antreibt, das darauf ausgelegt ist, die menschliche Muskelbetätigung nachzuahmen. Dies führt zu nachgiebigen und sanften Bewegungen – ein nicht verhandelbares Merkmal für einen Roboter, der Ihren Wohnraum teilen soll. NEO wiegt nur 30 kg (66 lbs), soll aber Berichten zufolge ein Vielfaches seines Eigengewichts heben können, was ein beeindruckendes Leistungsgewicht demonstriert.
Auf der Softwareseite ist die Partnerschaft mit OpenAI mehr als nur ein Gütesiegel. 1X nutzt große KI-Modelle für Aufgaben wie das Verstehen natürlicher Sprache, während es ein eigenes proprietäres Vision-Language-Action (VLA)-Modell namens Redwood entwickelt, das mit den Daten aus EVEs realen Einsätzen trainiert wird. Die Strategie ist klar: Die rollende EVE-Flotte als sensorische Plattform nutzen, um dem zweibeinigen NEO beizubringen, wie man sich in der unordentlichen, unvorhersehbaren menschlichen Welt zurechtfindet.
Marktposition und Wettbewerber
1X taucht in eine hart umkämpfte Arena ein. Figure AI setzt seine Humanoiden in BMW-Fabriken ein, Teslas Optimus ragt mit der Fertigungsmacht eines Automobilgiganten empor, und Agility Robotics liefert bereits seinen Digit-Roboter für Logistikaufgaben aus. Doch 1X hat sich eine einzigartige Position erarbeitet, indem es explizit den Heimmarkt ins Visier nimmt. Während andere sich auf strukturierte Industrieumgebungen konzentrieren, wettet 1X darauf, dass die Lösung für das Chaos eines Haushalts der schnellste Weg zu wahrer allgemeiner Intelligenz ist.
Ihr größtes Alleinstellungsmerkmal ist ihre datenbasierte Strategie mittels der EVE-Androiden und die inhärente Sicherheit ihrer Hardware. Konkurrenten mögen dynamischere oder leistungsstärkere Roboter haben, doch nur wenige können behaupten, so viele reale, interaktive Daten aus kommerziellen Einsätzen zu besitzen. Dies könnte 1X einen erheblichen Vorteil beim Training einer robusten und anpassungsfähigen KI verschaffen, vorausgesetzt, ihre Hardware kann mithalten.
Fazit
1X Technologies spielt ein langes Spiel mit einer erfrischend vernünftigen Strategie. Indem sie zuerst einen Radroboter ins Feld schickten, konnten sie wertvolle reale Daten sammeln, während alle anderen noch versuchten, ihren zweibeinigen Bots beizubringen, nicht umzufallen. Ihre Hardware, von Grund auf für Sicherheit und Konformität entwickelt, ist eine nüchterne Erkenntnis, dass die erste Aufgabe eines Heimroboters nicht darin besteht, furchteinflößend zu sein. Die Unterstützung von OpenAI und eine Kriegskasse von über 125 Millionen US-Dollar verschaffen ihnen die Ressourcen, diese methodische Vision zu verfolgen.
Doch der Abgrund zwischen einem ferngesteuerten Roboter, der in einer Demo eine minimalistische Wohnung saugt, und einem autonomen Androiden, der zuverlässig Ihre Wäsche erledigt, ist gewaltig und tückisch. Das Unternehmen bittet Early Adopter, 20.000 US-Dollar oder 499 US-Dollar pro Monat zu zahlen, um als Beta-Tester auf einer „Reise“ zur Autonomie dabei zu sein. Das ist eine clevere Art, Forschung und Entwicklung zu finanzieren, doch es hängt stark von der Geduld der Verbraucher und dem Vertrauen in ein Produkt ab, das nach eigener Aussage





